Nach einem Jahr: Nun ganz ohne Gott

Vor einem Jahr startete Ryan Bell ein Experiment: Der zweifelnde Pastor wollte ein Jahr ohne Gott leben, Atheismus und andere Religionen kennenlernen und sich danach entscheiden, ob er als Christ weiterlebe.
Er kam mit seinem Blog groß in die Medien. Ich bin seinem Blog gefolgt, in dem er seine Erfahrungen verarbeitet hat. Der Medienhype ist nun vorbei, als Ryan Bell nach einem Jahr der Suche Fazit zieht und sich am Jahresende zum Atheismus bekennt, „ein Ende und ein neuer Anfang“ überschreibt er diese Wende.

Hinterher ist man immer klüger, wer jetzt Ryan Bells Blogpost vom Beginn des letzten Jahres liest, kann schon erahnen, wohin seine Glaubensreise ihn führen wird, rückblickend schreibt er selbst, dass seine anfänglich gestellte Frage falsch war:

I began that journey with the question—what difference does God make? The question seems like the wrong question now. It assumes there is a God. But that’s where I was. I believed there was likely a God. Assuming for the moment that God exists, what difference does God make? Does faith in God provide something that cannot be achieved in any other way?

Seine Ausgangssituation war, dass er sich in seiner Kirche nicht mehr zu Hause fühlte und viele Positionen seiner konservativen Kirche nicht mehr teilen konnte:

As it turns out, the day came when I really didn’t fit within the church anymore. I had been an outspoken critic of the church’s approach to our gay, lesbian, bisexual and transgendered members — that approach being exclusion or, at best, second class membership (“we won’t kick you out but you can’t participate in leadership”). Through the years, I had also been a critic of the church’s treatment of women, their approach to evangelism and their tunnel-vision approach to church growth.

Seine Ausgangsfrage war nicht, ob es Gott gebe, sondern was der Glaube beitragen könne, diese Welt zu verbessern.

I was deeply committed to my community and its betterment — something that won me the praise of some (and even an Innovative Church of the Year award from the North American Division) and the vitriol of others. I engaged in and sponsored interfaith relationships within my churches and in the community. I struggled alongside our neighbors for justice and peace. All of these things — things I was most proud of in my ministry — earned me rebuke and alienation from church administrators.

Da Ryan Bells Kirche seinen Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden nicht ausreichend unterstützt, kommt er an den Punkt, dass er die Kirche verlassen will, geichzeitig aber hinterfragt er seinen Glauben und Gott.
Eine mögliche Alternative wäre gewesen, nach einer progressiven Gemeinde zu suchen und dort sich zu engagieren. Stattdessen wählt Ryan Bell einen Weg, seinen Glauben und die Existenz Gottes zu hinterfragen, nach einem Jahr der Suche steht für ihn fest, es gebe keinen Beweis für Gottes Existenz, sondern Gott sei eine menschliche Projektion:

Now, at the end of this year, I have discovered no evidence that a God exists. For me, theism fails for a number of reasons. […]
While science has yet to answer every question about our existence and our place in the universe, it has gone a remarkable way toward that end. I expect there will always be mysteries waiting to be investigated, but the scientific method has served us well. […]
While biological evolution accounts for our present physical existence, the history of human social evolution is a much better way of understanding religion. The multitude of religious and spiritual beliefs that have occupied the minds of human beings through the millennia and the way those ideas have chhttp://www.yearwithoutgodfilm.com/anged over time convinces me that God has not created humanity. Humanity has created God. Ludwig Feuerbach proposed, correctly I think, that God is the projection of humanities best, and sometimes worst, impulses.

Aus einem Pastor einer konservativen Denomination wird so binnen eines Jahres Anhänger Ludwig Feuerbachs. Im Nachhinhein wird solcher Glaube auch austauschbar, so beschreibt Bell rückblickend als ein Produkt seiner Umwelt (ebd.):

My Christianity was the product of being born in the United States during the 20th century. If I had been born in Saudi Arabia I would no doubt be a Muslim. If I were born in the Indian subcontinent I would be a Hindu, or perhaps a Sikh. If I were born in Thailand, I would undoubtedly be a Buddhist.

Ohne vorschnell psychologisieren zu wollen, mir scheint, Ran Bells Glaube war an seine Gemeinde gebunden. Dadurch dass ihm die Gemeinde fremd wurde, verlor er in letzter Konsequenz auch den Glauben. Auf der einen Seite scheint Ryan Bell auch als Pastor sich sehr mit der Gemeinde identifiziert zu haben, im Konflikt mit der Gemeinde verliert er aber nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch seinen Glauben bzw. wirft ihn über Bord.

Kirche ohne Gott

Auch wenn es theologisch bedenklich ist, den eigenen Galuben an die Gemeinde zu koppeln, so ist die Gemeinschaftserfahrung tragend, auch wenn der Glaube icht (mehr) da ist. Dies zeigt besonders die Sunday Assembly-Bewegung, die sich als Kirche ohne Gott bzw. atheistische Kirche beschreibt. So heißt es auf der Website über eine der Gründer und deren Motivation, eine Kirche ohne Gott zu gründen: „Pippa had been a Christian and found, when she stopped believing, she missed church (community, volunteering, music) rather than God.“ Daher der Versuch, mkit der Sunday Assembly die positive Gemeinschaftserfahrung von Kirche mit einer atheistischen Lebenseinstellung zu verbinden.

Wie geht es mit Ryan Bell weiter?

Er plant, einen Dokumentarfilm über seine spirituelle Reise zum Atheismus zu drehen und stellt sich als Gastredner zur Verfügung, aus dem Pastor wurde ein atheistischer Missionar, der nun auf dem Darwin-Tag redet unter dem Motto „From Faith to Reason“.

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