Braucht die Kirche Superpromoters?

dmexco: 2012: location based advertising
dmexco: 2012: location based advertising

Social Media Marketing und Location Based Advertising liegen voll im Trend auf der dmexco12, der führenden Messe für Digitales Marketing. Natürlich lassen sich diese Trends nicht eins zu eins auf die Kirche übertragen, aber aktuelle Marketing-Trends können helfen, kirchliche Strategien für Öffentlichkeitsarbeit zu überdenken.

Location based Advertising und Social Media Marketing

McDonald’s oder Dunkin‘ Donuts liegen geo-kodiert für das Location based Advertising auf der Werbe-Karte vor, komme ich in die Nähe dieser Geschäfte, signalisiert mir dies mein Smartphone. Ich merke, dass ich hungrig bin und kaufe einen Burger oder ein Donut.  Vielleicht bin ich nichtmals hungrig, aber die Werbung macht mir Appetit und ich hole mir etwas, worauf ich gerade Lust habe. Das Ziel der geo-basierten Handy-Werbung ist der unmittelbare Verkauf der Burger oder Donuts. Was, wenn auch Kirchen auf der Werbe-Karte registriert wären, was würden sie an den Mann oder die Frau bringen wollen? Wozu würden sie einladen? Zum Gottesdienst? Zur Andacht? Oder einfach nur zum Eintreten? Koppelt man noch die Werbung mit einem Coupon, lässt sich leicht der Erfolg der lokalisierten Handy-Werbung messen, man kann ausrechnen, ob sich die Werbung lohnt. Was wäre ein Kirchenbesuch wert? Müsste man differenzieren zwischen Christen, Noch-Christen, Nicht-mehr-Christen oder Fast-Christen bzw- Christinnen?Was wäre unser Produkt, dass wir in der lokalen Filiale vertreiben? Man sieht, die Analogie ist schwierig.
Ein anderes Beispiel für Social Media Marketing. Ich sitze am Desktop-PC – vielleicht sogar im Büro – und sehe eine Werbung für Dunkin‘ Donuts oder McDonald’s auf Facebook auf dem großen Bildschirm. Werbung kann man dazu fast nicht mehr sagen, die Facebook-Kampagne hat vielmehr eine Geschichte kreiert, mir wird erzählt, was meine Freunde mit Burgern machen oder wie sie Donuts genießen. Ziel der Kampagne ist nicht, dass ich vom Schreibtisch wegrenne und zum nächsten McDonald’s laufe oder ein Dunkin‘ Donut Franchise stürme, sondern die Marken McDonald’s oder Dunkin‘ Donuts sollen gestärkt werden, ich erlebe sie positiv: Ich denke an BBQ bzw. der Duft von frischem Kaffee gepaart mit Zimt-Rollen steigt mir virtuell in die Nase. Welche Markenerfahrung würde sich mit Kirche verbinden? Welche Geschichte würde facebook kreieren? Wie sähe ein virales Video für Kirche aus, das auf Facebook geteilt wird?
Location based Advertising für eine Filiale oder ein Franchise vor Ort funktioniert anders und hat andere Ziele als Social Media Marketing für eine Marke – wie es die Beispiele von McDonald’s und Dunkin‘ Donut zeigen. Ich fände es spannend dies einmal als Konzept für Kirche auszuprobieren. Vielleicht stünden beim Location based Advertising Einladungen zu konkreten Veranstaltungen einer Kirchengemeinde im Vordergrund, während beim Social Media Marketing Glaubenserfahrungen den Mittelpunkt bilden würden. Statt Marketing für „die Kirche“ gäbe es ortsbasierte Werbung für eine Gemeinde und in sozialen Netzwerken würde für Glauben geworben. Wäre das eine Strategie?

Begeisterung des Superpromoters

„Klasse statt Masse“ forderte Steffen Engelhardt in seinem Vortrag in der Speakers‘ Corner. Damit man etwas in sozialen Netzwerken weitergibt, teilt, sharet, muss man begeistert sein. Auf die Begeisterung kommt es an, nicht auf die Größe der Gruppe der Begeisterten. Das Gegenteil von Begeisterung ist Empörung. Ob man aber begeistert oder empört ist, hängt wesentlich vom Erwartungslevel ab. Bei einer Telefon-Hotline ist man sogar dann schon begeistert, wenn sie nur ihre Arbeit erledigt, das Problem löst und man in keiner Warteschlange landet.
Wer von etwas begeistert ist, will das gerne mitteilen. Damit man aber die Begeisterung für ein Produkt jemand anders gut miteilen kann, muss es sich in dreißig Sekunden erklären lassen, sonst wird es schwierig. Die Begeisterung verflüchtigt sich, wenn sie eines akademischen Vortrages zur Erläuterung bedarf.
Theologisch würde man das Elementarisierens des Glaubens nennen. Wie sieht christlicher Glaube aus, in dreißig Sekunden erklärt?
Social Media Marketing setzt hier ein, Leute, die von einer Sache begeistert sind, teilen das in ihren sozialen Netzwerken. Diese Superpromoters haben Reputation in ihrem Bereich erworben und geben ihren Enthusiasmus weiter, sie teilen ihre Begeisterung in den sozialen Netzen. Jedes Unternehmen braucht solch einen Pool von Superpromoters, sie sind extrem wichtig für den Umsatz, aber auch für Feedback – positives oder auch negatives.
Der Einsatz von Social Media bietet die Möglichkeit der Interaktion mit diesen Superpromoters, das Unternehmen kann mit ihnen in Dialog treten und sie in die Entscheidungsfindung integrieren. So sichert sich das Unternehmen ihre Expertise und unterstützt ihre Begeisterung, wenn sie bestimmte Produkte z.B. vorab erhalten.
Wer sind die Superpromoters des Glaubens? Engagierte Christenmenschen, die ihren Glauben gerne weitergeben – und nicht primär die, die es von Berufswegen tun (müssen).
Wie rüstet die Kirche diese zu und fördert sie? Wie sieht die Kultur der Wertschätzung gegenüber denen aus, die in den Sozialen Netzen den Glauben begeistert  teilen?

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