Webdesign: Inklusion ist eine Haltung

Die Worte ändern sich, der Blickwinkel verändert sich, das Grundanliegen, niemanden auszuschließen bleibt dasselbe: Barrierefreiheit und Inklusion sind die Leitgedanken.

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Kirchliche Internetarbeit hat bereits früh begonnen, sich um Barrierefreiheit zu befördern. Schon vor zehn Jahren war Barrierefreiheit ein Kriterium für den EKD-Internetpreis Webfish, wie die „Aktion einfach für alle“ in einem Blogbeitrag von 2003 positiv erwähnt.
Barrierefreiheit hat viele Facetten. Ich erinnere mich an Diskussionen, ob es eine Website in mehreren Varianten geben dürfte oder ob dies bereits diskriminierend sei.
Diese Diskussion hat sich überholt, viele Websites bieten auf die jeweiligen Endgeräte angepasste Versionen an. An dieser Frage zeigt sich aber, dass die Auslieferung von Content für spezielle Zielgruppen selbst nicht zu einer Stigmatisierung oder Ausgrenzung dieser Zielgruppe führen darf. Außerdem muss Selbstbestimmung möglich sein. Wenn ich für mein Smartphone die Inhalte auf einer speziellen mobilen Website ausgeliefert bekomme, werde ich in meiner konkreten Nutzungssituation ernst genommen – z.B. die wesentlichen Inhalte passen auf einen kleinen Handy-Screen, möchte aber auch die Möglichkeit haben, auf die „klassische“ Website auch mit dem Handy zu wechseln, wenn ich in die Tiefe gehen will.

Smartphone-User sind eine auch wirtschaftlich interessante Zielgruppe, es wäre viel erreicht, wenn anderen Zielgruppen ähnliches Interesse entgegengebracht würde: Menschen, die Gebärdensprache nutzen; denen, die Texte lieber in Einfacher Sprache lesen; denen, die Texte lieber hören; denen, die große Schaltflächen zum Klicken brauchen; denen, die Menüsteuerungen lieber kontrastreich haben, denen, die … – diese Liste ließe sich noch fortsetzen.

Man merkt: die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich. Wer Texte lieber hört, benötigt keine kontrastreichen Menüs. Wer Inhalte in Gebärdensprache benötigt, braucht sich diese Inhalte nicht vorlesen zu lassen.

Die Frage der Inklusion stellt sich außerdem in Bezug auf die wirtschaftlichen Möglichkeiten: Welche Technik wird z.B. unterstützt. Für welche Endgeräte bietet man Apps an? Welche Versionen des Betriebssystems? Für die neueste, die nur auf aktuellen Smartphones läuft oder die, die auch auf älteren und somit billigeren Modellen installiert ist?

Alle Inhalte für alle bereitzustellen, erfordert einen großen Aufwand und ist in der Praxis leider nicht möglich. Bei Inklusion muss es daher um die Haltung gehen. Beim Webdesign und bei der Erstellung von Inhalten im Blick zu haben, diese für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Manchmal ist die Schaffung von Bewusstsein auch ein erster Schritt, das gelingt bereits mit einem Text in Einfacher Sprache. Oder einem Video in Gebärdensprache.

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Wir haben heute auf der Website der rheinischen Kirche ekir.de einige Neuerungen vorgenommen. Die Startseite wurde freundlicher gestaltet, wir haben nun eine mobile Version. Aber auch: wir haben nun das Vorleseprogramm Readspeaker, das unsere Artikel vorliest und durch Farbmarkierungen zum Mitlesen einlädt. Wir hoffen, damit nun Menschen zu erreichen, die bisher am Lesen unserer Seiten scheiterten.
Oder wie es Klaus Eberl in Einfacher Sprache sagt:

Ein Hindernis weniger.
Menschen sind sehr verschieden.
Sie brauchen verschiedene Türen zur Kirche.
Wir wollen die Türen öffnen.
Denn:
Alle sind willkommen.

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2 Antworten zu “Webdesign: Inklusion ist eine Haltung”

  1. Ein guter Schritt, das Relaunch von ekir.de. Ich denke zu Inklusion gehört auch Menschen nicht zu zwingen teure Software einer bestimmten Firma zu benutzen. Leider versteht das Landeskirchenamt nach wie vor keine Dokumente im OpenDocument Format. Ich muss etwa meine Examensarbeit im .doc Format einreichen, obwohl ich kein Product der Firma Microsoft besitze, das mir korrekte Dateien in diesem Format liefert.

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