Trauer im Internet: Gemeinschaft und Interaktion auf Trauernetz

Im Netz gibt es alles, auch Tod und Trauer finden online statt. Trauernetz ist ein Angebot der evangelischen Kirche für Trauernde, es bietet Hilfe und Kontakt. Jedes Jahr am Ewigkeitssonntag gibt es eine Chatandacht. Trauernde tragen in einen Trauerbuch die Namen von Verstorbenen ein, im Online-Gottesdienst wird ihrer namentlich gedacht.

Im Jahr 2002 ging trauernetz.de online. Ziel damals (und auch noch heute): Kirche bietet Menschen im Netz einen Ort zu trauern. Trauernetz soll offen sein für alle. Das Netzwerk soll die christliche Botschaft nicht aufdrängen, aber auch nicht verstecken.

Screenshot von Trauernetz.de von 2002 auf archive.org

Die Startseite lud mit Bildern, Gedichten, Gebeten und Musik ein, sich seiner Gefühle bewusst zu werden und sie auszusprechen. Das war damals im Jahr 2002 noch sehr statisch, mit den größere werdenden technischen Möglichkeiten wurde deutlich, dass mehr Interaktion der User untereinander hilfreich war. So gab es bereits 2004 einen Relaunch. Das bisherige Trauerbuch – ein Gästebuch mit Einträgen zum Themenfeld Trauer – reichte nicht mehr aus und wurde durch ein Forum abgelöst, in dem die User untereinander auf Beiträge antworten können. Denn Trauernden erlebten es als hilfreich zu lesen, wie andere mit ihrer Trauer umgehen. Sie merkten, sie waren nicht allein, sondern konnten ihre Gefühle teilen. So stärkten sie sich gegenseitig, indem sie sich untereinander berieten und austauschten. Natürlich hat sich Trauernetz weiterentwickelt, Interaktion findet nun auch bei Chatandachten, auf Gedenkseiten und Social Media statt.

Chatandacht am Ewigkeitssonntag

Namen auf Chatandacht
Namen auf Chatandacht

Schon seit 11 Jahren gibt es am Ewigkeitssonntag eine Chatandacht auf Trauernetz. Im Vordergrund steht dabei, der Verstorbenen namentlich zu gedenken. Eine Woche vor dem Ewigkeitssonntag kann man auf trauernetz.de Namen von Verstorbenen eintragen, die einem wichtig und die in der Andacht namentlich erwähnt werden sollen.

Erstmalig wird dieses Jahr der Chat mit Videoeinspielungen ergänzt werden. Nach einer kurzen Eingangsliturgie werden die eingetragenen Namen mit Geburtsdatum und Sterbedatum eingeblendet, sofern diese eingegeben wurden.

Währenddessen ruht der Chat. Für mich persönlich ist gemeinsames Schweigen und Innehalten auch eine spirituelle Erfahrung. Die Andacht schließt mit gemeinsam getippten Vaterunser und Segen.

Zurückliegen des Trauerfalls
Zurückliegen des Trauerfalls

Bei über drei Viertel der eingetragenen Verstorbenen liegt das Sterbedatum mehr als ein Jahr zurück. In den meisten Gemeinden werden aber nur die im selben Jahr Verstorbenen erwähnt. Daher dürfte die namentliche Erwähnung in der Online-Andacht der Entscheidene Grund für die Teilnahme sein, die Online-Gemeinschaft ergänzt so die Gemeinde vor Ort.

Gedenkseiten

Aufgrund der Veränderung in der Trauerkultur bietet Trauernetz.de seit 2014 Online-Gedenkseiten für Verstorbene an. Angehörige oder Freunde können für Verstorbene eine Gedenkseite anlegen. Datenschutz ist dabei wichtig, deshalb kann jeder beim Einrichten einer Gedenkseite entscheiden, ob diese privat oder öffentlich ist. Unter gedenkseiten.trauernetz.de können Freunde und Bekannte online eine Kerze anzünden oder ein kurzes Wort an die Angehörigen richten. Aufgrund veränderter Nutzungsgewohnheiten im Internet sollen diese demnächst überarbeitet werden.

Trauernetz auf Instagram

Seit rund zwei Jahren unterhält Trauernetz auch einen Instagram-Kanal, der von über dreieinhalbtausend Menschen abonniert wird.

Auf Social Media gilt die gleiche Ausrichtung wie für die Website: offen für alle, die christliche Botschaft nicht aufdrängen, aber auch nicht verstecken. Das gilt auch für den Absender, Kirche ist über den Impressumslink erkennbar, aber steht nicht im Vordergrund.

Wir begleiten euch bei eurer #Trauer und informieren über den Umgang mit #Tod und #Verlust. 💌 Schreibt uns gern oder meldet euch unter 0800 1110111.

Aufgrund der Interaktionen lässt sich annehmen, dass User nicht aus der christlichen Kerngemeinde kommen. Sie liken und kommentieren Zitate von Dichtern und Sängerinnen, aber auch ein Psalmwort.

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