Facebook verdrängt Emails. Ich erlebe, wie in der Konfirmandenarbeit Pfarrerinnen und Pfarrer immer mehr auf Facebook setzen, um die Jugendlichen zu erreichen. Email ist für Teenager out. Wir bemühen uns, Kirche für den Einsatz von Social Media fit zu machen. Wir planen Tagungen und Fortbildungen für den Umgang mit Web 2.0, bevor uns das Web 3D oder das Semantic Web oder das Social Web überrollt, oder was auch immer nach der Version 2.0 kommt.
Das ist gut und wichtig, allerdings sollten wir einen realistischen Blick behalten, was geht und was noch nicht geht – und wo wir stehen. Einen Reality Check durchführen.
Mediennutzung und Medienkompetenz ist in der Kirche – dies dürfte aber für viele andere Organisationen auch gelten – weit gefächert. Auch wenn es den Twitter-Pfarrer gibt oder die Jugendleiterin, die über Facebook mit ihren Gruppen kommuniziert, bedeutet dies noch lange nicht, dass alle kompetent übers Internet kommunizieren. Dies wurde mir mehrfach eutlich, als ich in diesen Tagen Mails an einen größeren Verteiler sendete.
Dass man zur Herbstferienzeit auch Urlaub macht, sei jedem gegönnt, dafür gibt es auch Abwesenheitsnachrichten.
Es geht um Medienkompetenz, wie ich einen Autoresponder gestalte. Oder ist es nur Unachtsamkeit, die sich bei einigen Abwesenheitsnachrichten zeigt? Bevor ich für die nächsten zwei Wochen einen Autoresponder scharf stelle, sollte ich ihn lieber einmal selber testen.
Manche dieser sogenannten Autoresponder teilen mir nur mit, dass der Empfänger bzw. die Empfängerin meiner Email bis zum Datum X in Urlaub ist und diese Email nicht liest. Punkt. Kein Hinweis auf eine Vertretung. Was mache ich mit dieser Information? Warten, bis der Urlaub zu Ende ist? Oder darauf, dass sich bis dahin der Grund meiner Mail durch Zeitablauf erledigt?
Wie wirkt diese Mail auf jemanden, der oder die ein dringliches Anliegen hat? Was heißt eine solche Mail auch für meine eigene Arbeit, wen ich niemanden benennen kann, der oder die mich notfalls vertreten kann?
Es geht nicht nur um Medienkompetenz, sondern schlicht um die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzudenken.
Unsere Botschaft – das Evangelium – sagt doch, dass jeder und jede wichtig ist. Dies scheint aber häufig nicht zu gelten, wenn man sich per Email an kirchliche Mitarbeitende wendet und deren Autoresponder empfängt.
Es ist gut über Partizipation zu reden und Strategien fürs Mitmachweb oder soziale Netze zu entwicklen, aber wir dürfen die Basics nicht vergessen, wir sind für andere Menschen da und nehmen sie wichtig. Es wäre schon ein großer Schritt getan, wenn wir uns die Autoresponder, die wir automatisiert verschicken, daraufhin ansähen, wie sie auf andere wirken.
7 Antworten zu “Die Crux der Autoresponder”
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Autoresponder sind ja auch (datenschutz-)technisch relativ problematisch 1. Sollte man die überhaupt verwenden? Ist es nicht eher im Sinne hoher Medienkompetenz darauf zu verzichten?
Hm… bedenkenswerter Einwand…
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Das gilt im Prinzip auch für telefonische Anrufbeantworter.
Und mein Versicherer führt eine Statistik darüber, wie viele Pfarrhäuser der ERF während der Urlaubszeit \“heimgesucht\“ wurden…
Reality-Check:
Wo gibt es Seelsorge-Nummern, unter denen man zuverlässig einen Ansprechpartner und nicht nur einen Anrufbeantworter findet?
Wäre ja mit Telefonweiterleitung o.ä. machbar. Man bräuchte einen, der sich mit der technischen Seite auskennt und einen, der die Absprache koordiniert, auf wen wann weitergeleitet werden soll.
Die Urlaubsvertretung ist ein Spezialfall dessen.
Autoresponder/entsprechende AB-Meldungen würde ich allein schon wegen der Einbruchsproblematik meiden wie die Pest.
Aber wo gibt es solche auch technisch funktionierenden Telefon/Mail-Weiterleitungen, so dass Ansprechpartner nicht lange suchen müssen, sondern aktiv verbunden/weitergeleitet/bedient werden?