Ist Open Source Software christlicher?

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Impuls zum Thema „Open Source Software“ auf dem Workshop „Informationstechnologie/Umsetzung Portfolio Stufe 1“ heute in Düsseldorf. Feedback hierzu gerne über die Kommentarfunktion im Blog.

Adäquanzkontrolle

Wenn es um ein konkretes Problem geht, benötigen wir ein Verfahren, wie wir zu einem ethischen Urteil kommen, z.B. Heinz Eduard Tödt (Versuch zu einer Theorie ethischer Urteilsfindung, in: ZEE 21 (1977), 81-93) , der hier folgendes Vorgehen vorschlägt:

  • Problemfeststellung
  • Situationsanalyse
  • Verhaltensalternativen
  • Normenprüfung
  • Urteilsentscheid
  • Rückblickende Adäquanzkontrolle

Also: wir müssen abwägen und Lösungen finden, die adäquat sind, es gibt also nicht die one-size-fits-all-Lösung.

Gemeinwohlorientierung im Pietismus

Grundsätzlich jedoch haben wir eine theologische Affinität zu Open Source Software – bzw. Free Software

(Hinweis: der Einfachheit halber unterscheide ich im Folgenden nicht zwischen Free Software und Open Source Software, bin mir aber deren Unterschiede bewusst).

Diese Nähe gilt nicht nur für Open Source Software sondern auch verwandte Bewegungen wir Open Educational Resources, Open Access und Open Data.
Eine umfassende theologische Analyse steht aus, jedoch zeigt ein ideen- und theologiegeschichtlicher Rückblick durchaus Nähe, der amerikanische Soziologe Robert K. Merton stellt für Puritanismus und Pietismus eine Gemeinwohlorientierung im Wissenschaftsbegriff fest, der von den jeweiligen „Open“-Bewegungen geteilt wird, so die Merton-These. Merton spricht von „communalism“ – also das Gemeinwohl und nicht Maximierung des eigenen Gewinns steht im Vordergrund – dadurch dass man bestimmte Inhalte für sich behält.

Freie Software ermöglicht Weitergeben – dies ist eine christliche Weisung

Das Jesus-Wort in Acta 20:35 („… im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.“) fordert zum Weitergeben und teilen auf. Dies geschieht auch durch die Verfügungstellung von Software unter offenen Lizenzen.

Augustinus zur Nutzung von Sachen, in „De Doctrina Christiana“ – heißt es: “Omnis enim res, quae dando non deficit, dum habetur et non datur, nondum habetur, quomodo habenda est.” (“Wenn eine Sache nicht gemindert wird, da man sie mit anderen teilt, ist ihr Besitz unrecht, solange man sie nur allein besitzt und nicht mit anderen teilt.”). Diese Haltung steht ist auch die Begründung für die Entwicklung freier Software, daher ist dieses Augustimus-Zitat auch Leitwort der Free Software Foundation Europe.

Transparenz und Emanzipation sind auch Werte

Wer emanzipatorische Jugendarbeit macht und selbstverantwortetes Handeln in den Vordergrund stellt, sollte sich auch in anderen Bereichen entsprechend verhalten, dazu zählt auch Software.
Beispiel: FSF’s statement on Windows 10

The Free Software Foundation urges everyone to reject Windows 10 and join us in the world of free software. Like all proprietary software, Windows 10 puts those that use it under the thumb of its owner. Free software like the GNU/Linux operating system treats users as equals and gives them control over their digital lives.
Microsoft uses draconian laws to prevent anyone from popping the hood on Windows and studying the source code that underlies it. Because of this, the world’s most widespread computer system is completely outside the control of its users. This puts Microsoft in a dominant position over its customers, which it takes advantage of to treat them as a product. In fact, Microsoft announced that, with Windows 10, it will begin forcing lower-paying users to test less-secure new updates before giving higher-paying users the option of whether or not to adopt them.

Fragen zur ethischen Urteilfindung:

  • Inwieweit kann der Nutzer bzw. die Nutzerin selbst bestimmen, was mit seinen bzw. ihren Daten geschieht?
  • In welchem Verhältnis stehen Nutzerin und Nutzer zum Softwareanbieter? Begegnen sie sich Kunde / Kundin und Anbieter/Anbieterin auf Augenhöhe oder gibt es Abhängigkeitsstrukturen?

Ist Freie Software die christlichere Software?

Dies ist auch im Einzelfall zu bewerten, aber dafür gibt es theologische Kriterien.
Ist Freie Software die bessere Software? – Das müssen Informatikerinnen und Informatiker entscheiden. Wie sich eine Software verhält, inwieweit sie sachgemäß ist, kann jedoch auch in eine theologische Bewertung einfließen. Generell steht jedoch das Konzept freier Software dem christlichen Gedanken des Teilens nahe.

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3 Antworten zu “Ist Open Source Software christlicher?”

  1. Christlich wäre demnach vor allem die Zuverfügungstellung freier Software und die Aufklärung über die Probleme unfreier Software, das Teilen eben von dem, was man kennt und kann. Das allein spräche aber nicht gegen den freiwilligen Einsatz freier Software durch Christen…

  2. Interessante Gedanken, aber leider holzschnittartig …
    Ich glaube, ich bin anderer Meinung.
    Oder genauer, ich möchte gerne Ebenen unterscheiden. Open Source hat sicher eine Nähe zum Teilen, aber es gilt auch als christliche Grundhaltung, dass Menschen von ihrer Arbeit leben sollen können. Dazu bieten sie Produkte auf dem Markt an, wenn sie aufgrund ihrer Befähigung usw dazu in der Lage sind.
    D.h., ich würde differenzieren: in welchen Bereichen ist Open Source die ethisch bessere Wahl und wo nicht?
    Das ist aber jetzt genauso holzschnittartig, eine intensive Diskussion wäre sicher lohnenswert 🙂

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