Mark hört mit

Gestern auf einer der regionalen IT-Konferenz der EKiR warb ein Teilnehmer starkt für die Nutzung sozialer Medien in der Kirche. Etwas ungewöhnlich in einem Prozess, der von  IT-Sicherheit und Datenschutz getrieben wird. Sein Anliegen: wir dürfen nicht dabei stehen bleiben, unsere Email sicher zu machen, wenn viele über Mail-Kommunikation nicht mehr erreichbar sind. Daher der Hinweis auf Facebook.
Nach der Veranstaltung sprach ich ihn an, darauf die Antwort: „Persönlich hasse ich Facebook, aber ohne geht es nicht mehr.“ Diese Haltung trifft zurzeit auch meine Stimmungslage. Die organische Reichweite von Facebook-Posts auf Fanpages sinkt.
Wurde beim Börsengang von Facebook noch kritisiert, dass Facebooks Geschäfstmodell unklar sei, so macht das soziale Netzwerk nun Kasse. Das hätte jedem eigentlich klar sein können, dass Facebook nicht für immer kostenlos bleibt – und man auf die eine oder andere Weise später zahlen muss. Dieser Zahltag ist nun kommen, Facebook lässt sich für Reichweite bezahlen.
Für NGOs – und für uns als Kirche – halte ich es für schwierig, so unsere Mittel einsetzen.
 
 

 
Technisch mag dieses Feature interessant sein, aber bildlich gesprochen hört Mark Zuckerberg damit über den Raumton meines Smartphones in mein Leben hinein. Wer will dies? Wer braucht dies? Natürlich versichert Facebook, nur die TV-Sendungen oder Songs, die ich höre, auszuwerten und andere Nebengeräusche nicht auszuwerten. Know Thy Customer – kenne Deinen Kunden, dies wird hier allzu wörtlich genommen. Wenn ich weiß, welche Serien er/sie sieht, kann ich ihm/ihr noch passgenauere Werbung schicken.
Mein Misstrauen gegenüber Facebook ist deutlich gewachsen, dies gilt besonders auch für neue Features, auch wenn (oder gerade weil) Facebook betont, dass sie optional sind. Timeo Danaos et dona ferentes.  Auf Smartphones hört Facebook übers Micro mit, so dass man die Titel oder Sendungen posten kann, was man gerade hört. Facebook kennt dann nicht nur das Interaktionsverhalten im Sozialen Netz, sondern auch aus der Privatshäre (wahrscheinlich ist diese Trennung sowieso schon obsolet). Facebooks Gechäftsmodell: möglichst viel über mich zu wissen, wie genau dies monetarisiert wird, klären wir später.
Auch wenn Facebook verspricht, es nicht zu tun, so stelle ich es mir trotzdem vor: Ob Ehekrach oder romantische Nacht, das Smartphone hat’s mitgehört und Mark Zuckerberg wird mir ein auf meine Bedürfnisse abgestimmtes Angebot machen.
 

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