Warum sollte sich eine Kirchengemeinde in den Sozialen Netzwerken engagieren? Diese Frage ließe sich auch rumdrehen: Welche Gründe gäbe es, dass sich eine Kirchengemeinde in sozialen Netzwerken nicht engagieren sollte?
Gegen die meisten sozialen Netzwerke werden datenschutzrechtliche Bedenken vorgebracht. Beichte und Seelsorge gehören nicht in soziale Netze, das sagen die Social Media Guidelines der rheinischen Kirche eindeutig. Die Erfahrung zeigt immer wieder, dass Inhalte, die als privat gekennzeichnet wurden, über den vorgesehen Benutzerkreis hinaus öffentlich werden. Wenn man sich aber so verhält, dass man Inhalte, die darauf angelegt sind, bekannt zu werden, auf Social Media Plattformen veröffentlicht, kann man kaum datenschutzrechtliche Bedenken gegen Social Media ins Feld führen.
Bleibt die Frage nach dem Zeitaufwand, den man für Social Media einsetzt. Die meisten Plattformen bieten Statistiken und Auswertungsmöglichkeiten an, so dass sich die Resonanz der eigenen Aktivitäten messen lässt. Die Frage nach Nutzen und Ertrag muss man sich stellen, wie bei vielen anderen Aktivitäten einer Gemeinde auch.
Welche Gründe gibt es für ein Engagement in sozialen Netzen? Weil wir uns als Volkskirche verstehen, müssen wir auch da sein, wo die Menschen sind. Deshalb müssen wir auch über Social Media erreichbar sein.
Wenn soziale Netzwerke unser Leben abbilden und für immer mehr Menschen ein Lebensraum werden, dann gehört auch Religion in diese Netzwerke.
Genauso wie große Marken und Institutionen ihre Inhalte auf sozialen Netzwerken präsentieren, so machen die Landeskirchen dort ihre Angebote. Online-Werbung in sozialen Netzwerken zeigt mir nicht nur die Inhalte der Unternehmen, sondern sie präsentiert mir Menschen aus meinem Bekanntenkreis, denen diese Inhalte gefallen oder die diese weitergeben. Wenn eine Bekannte oder ein Bekannter etwas empfiehlt, steht er bzw. sie für dieses Produkt ein. Daher ist es wichtig, dass nicht nur die Kirche oder die Gemeinde mit ihren Angeboten in sozialen Netzwerken präsent sind, sondern Gemeindeglieder sich diese Inhalte zu eigen machen und in ihrem Umfeld teilen.
Nicht alle müssen alles machen, hier sind Absprachen innerhalb einer Gemeinde sinnvoll, wer was macht. Social Media Angebote haben jeweils eigene Kommunikationsformen. Wer sich in sozialen Netzwerken engagiert, dem oder der sollte es Spaß machen. Wer widerwillig oder gezwungenermaßen für seine Gemeinde in sozialen Netzwerken aktiv ist, der oder die wird kaum einladend wirken.
Wer macht Social Media für die Gemeinde? Von hauptamtlich Mitarbeitenden erwartet man, dass sie qua Amt bestimmte Inhalte über Social Media-Kanäle teilen. Wenn ehrenamtlich Mitarbeitende sich in Social Media für die Belange ihrer Kirchengemeinde engagieren, hat dies eine hohe Glaubwürdigkeit. Sie tun es, weil sie mit ihrer Person mit diesen Inhalten identifiziert werden wollen.
Dienstliches und Privates lassen sich in sozialen Netzwerken nur schwer voneinander trennen, Rollen lassen sich schlecht voneinander abgrenzen, man wird als Person erlebbar. Wer gut damit umgehen kann, wird als Pfarrerin oder Pfarrer nicht nur als Amtsperson wahrgenommen, sondern kann als Mensch Kontaktfläche zu bieten. Dies ermöglicht niederschwellige Kontaktangebote, die über andere Kanäle so nicht gegeben sind.
Eine Homepage ist von der Kommunikation her eine Einbahnstraße, die Gemeinde sendet Informationen aus. Social Media ist Interaktion, man tritt in Dialog. Als Gemeinde Social Media-Angebote zu machen, hat nur Sinn, wenn die Bereitschaft besteht, sich auch auf die so entstehenden Kontakte einzulassen. Wenn das Angebot erfolgreich ist, werden wir in Kontakt mit Menschen kommen, die bisher nicht im Gemeindeleben aufgetaucht sind. So ist Social Media auch ein Signal dafür, wie offen eine Gemeinde für andere ist.
PS: Diesen Blogpost habe ich als Artikel für einen Gemeindebrief geschrieben und setze ihn nun ins Blog
Eine Antwort zu “Warum Social Media in der Gemeinde?”
Hey Ralpe, genau an dem Punkt, an dem dein Artikel schließt, will ich mit meiner Masterabeit anknüpfen: Inwiefern kann social media die Brücke schlagen für mehr \“Offenheit\“ und Flexibilität im Gemeindeleben… Schnittstelle und \“Übergang\“ sein zwischen Gemeinde und Alltag…
Ist ein guter Artikel geworden!