Die Verbindung von Robotik, Theologie und religiösen Praktiken stand im Mittelpunkt der Tagung „Robot, Pray for Me!“, die am 16. und 17. März 2023 an der Ruhr-Universität Bochum stattfand . Diese interdisziplinäre Veranstaltung versammelte Forschende, um ihre Projekte an der Schnittstelle von Religion und Robotik zu präsentieren. Die Teilnehmenden konnten sich vernetzen und das Verhältnis von Menschen, Maschinen und religiöser Praxis diskutieren.
Diskussionen und Medienbeispiele
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in Diskussionen zu verschiedenen Themen rund um Roboter und Theologie engagiert. Vorträge beleuchteten die Möglichkeit, Roboter zu taufen, ob sie Sakramente spenden könnten, das Potenzial von Robotern, religiöse Erfahrungen zu erleben, sowie ihre Eignung als Seelsorger und die Idee eines Roboterhimmels.
Während der gesamten Konferenz wurden viele Medienbeispiele präsentiert, wie der Roboterhimmel in Futurama, Vorstellungen über das Leben nach dem Tod für Menschen und Roboter in Zima Blue die Episode „Love, Death & Robots“, ein Videoclip einer koreanischen Mutter, die im Metaversum mit ihrer verstorbenen Tochter kommuniziert, und eine Szene aus THX 1138, in der eine Figur zu einer virtuellen Jesus-Schnittstelle betet. Diese Beispiele regten die Teilnehmenden an, über die existenziellen Fragen nachzudenken, die Roboter aufwerfen, und zeigten die Bedeutung religiöser Bildung im Zusammenhang mit Robotik.
Theologie anders denken: Der theomorphe Roboter CelesTE
Gabriele Trovato stellte seine Forschung zu theomorphen Robotern vor und beleuchtete die Rolle von Robotern in religiösen Kontexten. Ein theomorpher Roboter ist eine Art von Roboter, der ein göttliches Wesen oder eine Gottheit repräsentieren oder ihr ähneln soll. Diese Roboter dienen oft religiösen oder spirituellen Zwecken und sind dazu bestimmt, verschiedene Aspekte religiöser Praktiken wie Gebete oder Rituale zu unterstützen. Theomorphe Roboter können unterschiedliche Formen annehmen, je nach Gottheit oder göttlichem Konzept, das sie repräsentieren sollen, einschließlich humanoider oder nichthumanoider Gestalten. CelesTE, der erste katholische Roboter für Gebet und Begleitung, wurde vorgestellt und gab den Teilnehmenden die Gelegenheit, mit Robotern zu interagieren und über ihre Integration in religiöse Praktiken nachzudenken.
Links zu CelesTe
- Bistum Essen: Gebets-Roboter & „Sünde“: Celeste in Hochschulseelsorge
- Christ in der Gegenwart: Himmelsmaschine: „Celeste“, Gebetsroboter an der Ruhr-Uni
- DLF: Roboter, bete mit mir!: „Celeste“, Bet-Roboter in Bochum
- Katholisch-Theologische Fakultät der RUB: Theologie und Robotik
- RTL West: Beten mit Roboter: „Celeste“ zu Besuch in Bochum
- RUB: Theomorphe Maschinen: Roboter als Instrumente Gottes?
- WAZ: Gebets-Roboter & Liebe: Bochumer Theologen erkunden Beziehung
Theologie und Roboter: Grundsatzfragen
Was sind Roboter?
Ein wiederkehrendes Thema während der Konferenz waren die Metaphern, die für die Beschreibung von Robotern verwendet werden: Medium, Werkzeug, Hilfsmittel, Instrument oder Repräsentanz. Die Beschreibung hängt vom Zweck und Design der Roboter ab. Ob sie eine Persönlichkeit und Identität haben, ist ebenso Bestandteil der Diskussion. Man könnte sogar argumentieren, dass sie mehrere Identitäten haben können, ähnlich wie ein Chatbot, der für jede Benutzerin oder jeden Benutzer eine andere Persona zeigt. Bei der Betrachtung ethischer Implikationen könnten Roboter als Sklaven betrachtet werden, die eine Dreiecksbeziehung zwischen Benutzer, Roboter und Besitzer bilden.
Eigenschaften von (virtuellen) Robotern
Im Unterschied zu Chatbots, die nur aus Code bestehen, haben Roboter eine physische Präsenz und interagieren mit der Welt durch ihren Körper. Wenn soziale Roboter den Turing-Test bestehen, kann nur die Feststellung, ob sie aus Metall oder Fleisch sind, ihre wahre Natur offenbaren. Virtuelle Roboter können ebenfalls den Turing-Test im Metaversum bestehen, sodass sich Menschen, die mit Avataren im Metaverse agieren, bei Begegnungen fragen müssen, ob sie es gerade mit dem Avatar eines Menschen oder einer Maschine zu tun haben. In diesem Fall wäre es praktisch unmöglich, Menschen von Robotern im Metaversum zu unterscheiden. Wenn es keine objektive Methode zur Unterscheidung gibt, ist das bloße Wissen, ob man Mensch oder virtueller Roboter ist, entscheidend. Andernfalls müsste man die Unterscheidung zwischen Menschen und (virtuellen) Robotern aufgeben.
Unterscheidung zwischen Robotern und Menschen
Soziale Roboter sind so konzipiert, dass sie dem Menschen ähnlich sind, sich aber in ihrem Design deutlich unterscheiden. Roboter sind unsterblich in dem Sinne, dass sie keinen biologischen Tod erleben. Diese Unsterblichkeit wirft die Frage auf, ob Roboter das Göttliche erfahren oder an Gott glauben können. Menschen habe Momente des Gefühls, in Gottes Gegenwart zu existieren, was in der traditionellen Theologie für Roboter als unmöglich gilt. Ist menschliche Sterblichkeit die entscheidende Eigenschaft, die Menschen zu Menschen macht? In diesem Fall wäre der Tod nicht nur das Ende des physischen Lebens, sondern auch der grundlegende Unterschied zu Robotern.
Roboter und Religion
Das Christentum ist eine Religion der Symbole, wie beispielsweise Kreuz und Engel zeigen. Auch der Roboter Celeste ist ein Symbol. Im Vergleich zur Realität sind Darstellungen jedoch immer unvollkommen. Religiöse Roboter, die Gabriele Trovato als „theomorph“ bezeichnet, stellen das Göttliche dar. Solche Roboter, wie Bless U-2, können eintönig wirken, da sie lediglich religiöse Texte wiederholen. Der Einsatz von Robotern in der Seelsorge hängt davon ab, ob sie als Person oder Werkzeug betrachtet werden. Während Roboter eher neutrale Interaktionen bieten können, erfordert Seelsorge eine intersubjektive Kommunikation, die für Maschinen schwierig zu erreichen sein könnte. Mit dem technologischen Fortschritt wird sich die Rolle von Robotern in unserem Leben weiterentwickeln und zu weiteren Diskussion Anlass geben.
Interaktiver Gottesdienst-Generator: Über RFID-Tags können Nutzer die Symbole für Elemente des Gottesdienstes (z.B. Predigt, Segen) auf ein Lesegerät legen, das dann die gewünschten Teile des Gottesdienstes abspielt. Der Code für den mit einem Raspberry Pi gebauten Generator ist hier zu finden: https://github.com/Revisor01/rfid_service_table , die zugrundeliegende Publikation „Spirituality at the Breakfast Table: Experiences of Christian Online Worship Services“ ist hier erhältlich:: https://dl.acm.org/doi/10.1145/3491101.3519856.