Der britische Mathematiker Alan Turing (1912 – 1954) war einer der Pioniere der Informatik, die Turing-Maschine, der Turing-Test und die Church-Turing-These sind nach ihm benannt. Mit Digitalisierung und Informatisierung unserer Gesellschaft stellt sich daher die Frage neu, was macht den Menschen zum Menschen, wenn Maschinen Künstliche Intelligenz besitzen und dem Menschen überlegen sein können. Lässt Big Data Analytics menschliches Verhalten vorhersehbar machen und beraubt den Menschen seiner Freiheit?
Turing-Test
Turing kannte ich aus meinem Informatik-Studium, ich habe aber nun versucht, seine Erkenntnisse auf die theologische Anthropologie zu beziehen. Meine ausführliche Argumentation findet sich in einem Aufsatz für Futur2, hier in aller Kürze meine Thesen:
Der Turing-Test ist eine Möglichkeit, Menschen von Maschinen zu unterscheiden, es gibt heute Maschinen, die den Turing-Test bestehen, d.h. sie sind in ihren Interaktionen nicht mehr von realen Menschen zu unterscheiden. Für den Vergleich von Menschen und Maschinen folgt daraus, dass es nicht eine etwaige Unter- oder Überlegenheit entscheidend ist, sondern ihnen ihr Mensch- oder Maschinesein inhärent ist; man könnte in philosophischer Sprache sagen, es gibt einen ontologischen Unterschied zwischen Mensch und Maschine, auch wenn unter Umständen ihre Akzidenzien gleich sein. So könnte gerade die Sterblichkeit des Menschen – und damit seine Begrenztheit und Endlichkeit – der anthropologische Unterschied zur Maschine sein.
Turing-Berechenbarkeit
Aufgrund der Church-Turing-These lässt sich mit Turingmaschinen alles berechnen, was überhaupt berechenbar ist. Vor Erfindung von Computern war das Datensammeln über Menschen sehr beschränkt, die jetzigen technologischen Entwicklungen lassen aber fragen, wieweit Grenzen verschoben werden. Ist menschliches Verhalten dann determiniert und der Computer allwissend? Dann würde der Computer zu Gott. Die Turing-Berechenbarkeit setzt allerdings einen unendlichen großen Speicher voraus. Auch wenn der Speicher moderner Computer immer größer wird, ist er und bleibt er endlich. Auch wenn er weiterhin größer wird, kann zwar immer mehr Verhalten vorausgesagt werden, aber nicht alles. Die Endlichkeit der Computer bedingt so die menschliche Freiheit.
Eine Antwort zu “Alan Turing und theologische Anthropologie”
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