Ich gestehe, ich gehöre nicht zu den Menschen, die morgens das Radio wegen der Morgenandacht anschalten, aber ich höre gerne die Morgenandacht, wenn ich sowieso schon Radio höre. Für mich ist Radio ein klassisches Nebenbei-Medium, meistens im Badezimmer und im Auto.
Als ich gestern aus der Dusche steige, höre ich einen interessanten Kommentar zur deutschen Außenpolitik und der Krise in der Ukraine. Erst am Ende wird mir klar, es läuft noch die Morgenandacht im Deutschlandfunk, als Pfarrer Burkhard Müller seine Telefonnummer zweimal wiederholt und ein Gespräch über diese Andacht anbietet. Da ich unter der Dusche kein Telefon habe und auch keine Stifte bei uns im Badezimmer rumliegen, bin ich froh, dass am Ende auch noch eine Facebook-Anschrift erwähnt wird.
Am Abend gehe auf Facebook. Im Gegensatz zum Telefonanruf kann ich auf Facebook auch die Kommentare von anderen lesen und diese weiterkommentieren. Allerdings: mein Facebook-Besuch wird eine Enttäuschung. Ich finde den Post – dieser ist allerdings nur ein Link zur MP3-Datei und zum PDF-Manuskript auf den Seiten der evangelischen Rundfunkarbeit. Also Pfarrer Müller bietet mir im Radio explizit eine Kontaktmöglichkeit über Facebook an, dort finde ich aber nur die Andacht zum Nachhören und Nachlesen. Die Resonanz uf diesen Post ist leider auch nicht groß, einer Person gefällt der Link, jemand anders hat einen kritischen Kommentar geschrieben, aber auch darauf ist bist jetzt keine Reaktion erfolgt, Stand 1.3.2014 19:00 Uhr.
Ich klicke mich weiter durch die Facebook-Page, sie hat 284 “Likes“ – davon sind 43 Freunde von mir – und sieben Personen „reden darüber“ wie es in der Facebook-Sprache heißt. Reichweite sieht anders aus. Ich will sehen, wer auf der Seite schreibt, aber im „About“-Tab finde ich den Hinweis, dass diese Seite bestückt wird durch die „Evangelische Senderbeauftragung für Deutschlandradio“ und einen Link: http://rundfunk.evangelisch.de/ – gibt es keine Pastorinnen und Pastoren in der kirchlichen Verkündigungsarbeit, dass man so unpersönlich formulieren muss.
Bei der Suche nach leibhaftigen Personen folge ich dem angegebenen Link und gehe dort auf die Kontakt-Seite:
Kontakt
Kontakt zur Rundfunkarbeit im Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik gGmbH
Für schnellstmöglichste Rückmeldung, wenden Sie sich bitte bei Fragen zu speziellen Sendungen oder Veranstaltungen direkt an die angegebene Kontaktadresse auf der Detailseite.
Bei Fragen, Anregungen oder Feedback zu den Inhalten der Website nutzen Sie bitte das unten stehende Kontaktformular.
Immer noch kein Mensch, ich gehe auf die Impressumsseite. Hier finde ich die Postanschriften des Medienbeauftragte des Rates der EKD und VEF und die des CvDs sowie den Namen des Direktors des Gemeinschaftswerkes der Evangelischen Publizistik inklusive Handelsregistereintrag des Gemeinschaftswerkes („Amtsgericht Frankfurt HRB 49081 Ust-ID-Nr. DE 114 235 916“) – dann endlich folgt der Name der mit der Website betrauten Person mit Telefon, Fax und Email. Ebenfalls finde ich die Email und Website des Webdevelopers und der Webdesignerin.
Ich denke nur ans Cluetrain-Manifesto, These 82:
Your product broke. Why? We’d like to ask the guy who made it. Your corporate strategy makes no sense. We’d like to have a chat with your CEO. What do you mean she’s not in?
Ich wollte nicht glauben, dass inhaltlich verantwortliche Personen nicht mit Kontaktdaten (Telefon, Email, auf Social Media wage ich nicht zu hoffen) auffindbar sind und habe weitergesucht. Unter der Rubrik „Wir über uns“ fand ich dann eine Unterrubrik „Ansprechpartner Kontakt“ – und dort stehen dann umfänglich die von mir gesuchten Kontaktdaten.
Warum schreibe ich das? Mir fallen auch Webseiten ein, die ich verantwortet habe, bei denen ich Inhalte unter Navigationspunkten versteckte, wo andere sie nicht fanden.
Aber – und hier schließe ich mich ein – wenn wir kirchliche Online- und Social-Media-Angebote machen, müssen wir es schaffen, uns in die hineinzuversetzen, für die wir diese Angebote konzipieren. Diesmal war ich nicht Absender, sondern Adressat eines Angebotes. Und ich bleibe unbefriedigt mit dem mir zugesagten Kontaktangebot. Ich finde es gut, dass es von den Andachten die Audio- und Textdateien gibt, das ist Service. Ich wollte aber nicht Service, sondern Kontakt, der mir versprochen wurde, bin aber nur nach langem Suchen auf Menschen gestoßen, denen ich eine Mail hätte schreiben könnte.
Wir sind gut im Absenden von Information, den Rückkanal scheinen wir nicht so gut zu beherrschen.
Ich werde nun einen Link zu diesem Blogpost auf der erwähnten Facebookseite posten – wenn darauf eine Reaktion erfolgt, werde ich hier berichten. Denn dann gibt es ihn doch: den Kontakt über einen Rückkanal.
PS: Jetzt kommt die positive Überraschung. Den Blogpost hatte ich im Zug geschrieben, während ich mich gerade meinem Zielbahnhof nähere, hat mir jemand aus der Redaktion bereits über Facebook geantwortet. Das ist Kommunikation am Wochenende!
Eine Antwort zu “Unter der Dusche habe ich kein Telefon – oder die Crux mit dem Rückkanal”
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