Die Frage „Alexa, wo ist die nächste evangelische Kirche? lässt den Home-Assistenten Alexa oft sprachlos zurück bzw. liefert eine nicht zufriedenstellende Antwort. Auch andere Assistenten – neben Alexa (Amazon) sind in Deutschland Google Assistent (auf Android-Smartphones) oder Siri (Apple) weit verbreitet – können solche Fragen oft nur schlecht beantworten. Um dies zu ändern, haben wir ein Pilotprojekt gestartet, um Kirchen und Gemeinden bei Sprachassistenten und Suchdiensten besser sichtbar zu machen.
Website wird unwichtiger in der Benutzererfahrung
Vor meinem letzten Kino-Besuch sprach ich den Filmtitel und den Ort ins Handy, erhielt eine strukturierte Antwort und klickte direkt zur Payment-Seite, um das Ticket online zu bestellen und zu bezahlen. Warum sollte ich mich durch die Website des Kinos navigieren? So ging es schneller und einfacher. Technologien und Nutzungsverhalten verändern sich, mobile Endgeräte mit Geolokalisierung und Sprachsysteme werden immer wichtiger, in der Benutzererfahrung spielt die Website deshalb eine immer geringere Rolle.
Bisher konzentrierte sich kirchliche Öffentlichkeitsarbeit auf die Darstellung der eigenen Inhalte auf Websites, deren Optimierung und eine gute Präsenz auf Social-Media-Plattformen. Wir haben uns darum bemüht, mit gutgemachten kirchlichen Homepages auf unsere Angebote hinzuweisen. Wer etwas wissen wollte, fragte eine Suchmaschine und erhielt als Antwort einen Link zu einer Website. Dies reicht aber nicht mehr aus. Wenn Menschen Sprachassistenten – dazu gehören Alexa, Siri und Google Assistent – fragen, wollen sie eine Antwort, entweder als Sprachausgabe oder als eine so genannte Info-Karte, auf der gebündelt alle relevanten Informationen dargestellt sind. Mit dem Pilotprojekt wollen wir unsere Daten so aufbereiten, dass Sprachassistenten zuverlässig Antworten geben können.
Digital Knowledge Management als Aufgabe
Damit Suchdienstanbeiter und Sprachassistenten Anfragen korrekt beantworten können, müssen ihnen strukturierte Daten vorliegen. Daran hapert es bereits oft. Beispielsweise befinden sich im Gebiet der rheinischen Landeskirchen Kirchen und Gemeinden, die als evangelisch, evangelisch-reformiert, reformiert, evangelisch-lutherisch, lutherisch, protestantisch oder ohne konfessionellen Zusatz (z.B. Annakirche in Aachen) bezeichnet sind, während andererseits evangelisch-freikirchliche, evangelisch-methodistische, freie evangelische Gemeinden nicht der Evangelischen Kirche im Rheinland zugehörig sind, obwohl sie den Zusatz evangelisch tragen. Bei Ausgaben von Suchergebnissen auf Bildschirmen können Suchende unter verschiedenen gezeigten Ergebnissen ggfs. das für sie richtige auswählen, indem sie auf die verschiedenen angebotenen Websites klicken und dort weitere Informationen finden. Bei Sprachausgabe geht dies nicht. Um zuverlässige Antworten zu ermöglichen, ist es notwendig, dass verfügbare Information in strukturierter Form angeboten wird und an entsprechende Dienstleister weitergegeben wird. Dies geschieht durch so genanntes „Digital Knowledge Management“ und den Aufbau entsprechender Knowledge Graphs, indem wie im obigen Beispiel Gemeinden und Kirchen unabhängig von ihren Selbstbezeichnungen (evangelisch, evangelisch-reformiert, reformiert, evangelisch-lutherisch, lutherisch, protestantisch oder ohne konfessionellen Zusatz) als evangelisch bei Anbietern von Suchdiensten eingetragen werden.
Unsere Daten
In Verwaltung sind wir gut, wir haben die Kontaktdaten aller knapp 700 rheinischen Kirchengemeinden einschließlich E-Mail und Homepage. Doch erlebbar und sichtbar wird Kirche in den Kirchengebäuden, sie sind unsere Touchpoints und Landmarks in der Kohlenstoffwelt. Dies wollen wir auch im Digitalen abbilden. Daher zahlt unser Pilotprojekt auch auf die Ortsgemeinde ein.
Bei den Daten für Kirchengebäude sind wir jedoch nicht optimal aufgestellt, hier gibt es keine zentrale Datenbank. Daher sind wir auf die Mitarbeit der Gemeinden und Kirchenkreise angewiesen. Unsere Statistik weiß, wir haben rund 1300 Gottesdienststätten, aber es gibt keine zentrale Erfassung. Wir haben jedoch einen landeskirchenweiten Veranstaltungskalender, in den Kirchenkreise und Gemeinden Gottesdienste eintragen und dazu auch Angaben zum Veranstaltungsort machen. Ist es eine Kirche oder Kapelle im Besitz der Gemeinde, wann ist sie geöffnet, gibt es einen Rollstuhlzugang, eine Toilette, eine Induktionsschleife? Geodaten lassen sich eintragen und ein Bild hochladen. Da die Nutzung der Termindatenbank freiwillig ist, gibt es leider keine Vollständigkeit, jedoch ist die Veranstaltungsdatenbank termine.ekir.de relativ weit verbreitet. Die Ortsdaten fließen bereits in die EKD-Kirchenapp ein, sie werden auch Grundlage für unser Pilotprojekt sein, mit Hilfe unseres Dienstleisters Yext werden wir die Daten konsolidieren und direkt an die großen Plattformen weitergeben.
Beispiel Annakirche in Aachen und Gemarker Kirche in Wuppertal
Ich bin in der Annakirche in Aachen konfirmiert worden. Bei Google ist die Annakirche allerdings nicht als evangelische Kirche markiert, außerdem fragt Google bei der Ausgabe, ob man „Inhaber dieses Unternehmens“ sei. Daher muss die Kirchengemeinde die Eigentümerschaft für die Aachener Annakirche bestätigen und fehlende Angaben ergänzen. Als Landeskirche werden wir diese Prozesse anstoßen und die Gemeinden vor Ort unterstützen, damit die relevanten Informationen den Weg von der Ortsgemeinde zu den Suchdienstleistern und Sprachassistenten finden.
Bei der Gemarker Kirche in Wuppertal sieht man, was bei Google möglich ist. Die Informationen sind gepflegt, die Kirche ist bei Google kein inhaberloses Unternehmen, sondern als evangelisch markiert, außerdem werden Veranstaltungen angezeigt. Wer will, kann Samstag zum 12-Minutengottesdienst um 11 Uhr gehen.
Klickt man sich bei Google weiter durch, sieht man, woher die Termine stammen: aus dem Veranstaltungskalender termine.ekir.de.
Websites wird wichtiger als Quelle für strukturierte Daten
Auch wenn die Zugriffe auf Websites stagnieren, haben Websites nicht ausgedient. Sie bleiben wichtig, wenn sie strukturierte Daten ausliefern. Wenn Menschen unsere Angebote statt auf einer kirchlichen Website lieber bei Google, Siri, Alexa & Co suchen, ist das kein Grund zur Klage, sie müssen dort nur fündig werden. Damit das Gelingen kann, muss aber die Website die Daten in strukturierter Form ausgeben, so wie es beispielsweise über termine.ekir.de geschieht.
Digital Knowledge Management beginnt vor Ort
Das Beispiel aus Wuppertal zeigt: am wichtigsten ist, dass vor Ort die relevanten Daten erfasst werden. Digitales Wissensmanagement beginnt daher bei der Gemeinde vor Ort – und als Landeskirche helfen wir, dass diese Daten entsprechend weitergegeben werden.
Pressemitteilung der EKiR vom 27.2.2019
Rheinische Kirche startet Pilotprojekt zu digitalen Sprachassistenten
Rekowski: „Wir müssen als Kirche bei Google, Apple und Alexa auffindbar sein“
Pressemitteilung Nr. 33/2019
Düsseldorf. Digitale Sprachassistenten wie Siri, Alexa und Google Assistent dringen immer stärker in den Alltag vor. Wenn es um Kirche geht, bleiben sie allerdings noch die Antwort auf viele Fragen schuldig. „Alexa, wann ist der nächste evangelische Gottesdienst?“ – auf eine solche Anfrage findet beispielsweise der Sprachassistent Alexa oft keine oder keine zufriedenstellende Antwort. Deshalb startet die Evangelische Kirche im Rheinland am 1. März ein Pilotprojekt, in dem Gottesdienst- und Gemeindedaten strukturiert an die Betreiber von Suchdiensten und Sprachassistenten übergeben werden.
„Facebook, Google, Apple und Alexa brauchen wir nicht gut zu finden, aber dort müssen wir als Kirche gut auffindbar sein. Das gilt besonders für unsere Kirchengemeinden, denn wir wollen nah bei Menschen sein“, sagt Präses Manfred Rekowski zum Projektstart. „Wir werden deshalb unsere Inhalte direkt auf die großen Plattformen bringen. Auf die Frage an die Sprachassistenten: ‚Wo ist eine evangelische Kirche in meiner Nähe?‘ kommt leider zu häufig noch die Antwort: ‚Ich kenne dieses Geschäft nicht.‘ – Dies wollen wir ändern, so dass Interessierte unsere Kirchen mit Gottesdienstzeiten leicht finden.“
Partner für das Pilotprojekt der rheinischen Kirche ist der Spezialdienstleister Yext, der im digitalen Wissensmanagement weltweit führend tätig ist. „Bisher sind wir hauptsächlich im Unternehmensumfeld tätig, daher ist es für uns spannend, unser Know-how erstmalig bei einer Non-Profit-Organisation einzusetzen. Wir sind sehr froh, mit der evangelischen Kirche auf diese gemeinsame Reise zu gehen und einen großen Mehrwert zu liefern“, sagt Michael Hartwig, Managing Partner bei Yext zum Projektstart.
„Auch wir gehen mit großen Erwartungen an das Projekt, und zwar aus zwei Gründen“, sagt Kirchenrat Ralf Peter Reimann, Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland und Projektverantwortlicher. „Wir wollen erstens unsere Informationen dort bereitstellen, wo User sie abrufen. Und wir nehmen zweitens beim digitalen Wissensmanagement konsequent die Gemeinde vor Ort in den Blick und wollen so Kirche auch für kirchlich distanzierte Menschen leicht auffindbar machen.“
Das auf ein Jahr angesetzte Pilotprojekt startet am 1. März 2019 und wird in enger Abstimmung mit der EKD-Stabstelle Digitalisierung durchgeführt. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse sollen im Anschluss weiteren Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland zugänglich gemacht werden.
2 Antworten zu “„Alexa, wo ist die nächste evangelische Kirche?“ – Pilotprojekt zum digitalen Wissensmanagement”
[…] Ralf Peter Reimann via Facebook […]
[…] sein. Soweit so schlicht! Und: Weitgehend ungelöst. Aber immerhin ist das Problem erkannt und Ausnahmen sind erfreulicher Weise auch zu finden. Schluss aber mit Debatten über Online-Abendmahl und […]