Eine Farce: User-Abstimmung auf Facebook

Surprise! Überraschung, Facebook-Nutzer stimmen gegen Änderungen der Datenschutzrichtlinie ab titelt NBCNews.com Technology. Die von Facebook vorgeschlagenen Änderungen würden eine Abschaffung von Nutzermitbestimmung durch Abstimmungen wie diese („site governance process“ bedeuten, außerdem möchte sich Facebook das Recht geben, Informationen mit Partnerunternehmen auszutauschen. Ebenso bezieht sich die Abstimmung auf Instagram und Nutzungsrechten von Inhalten, die User auf Facebook erstellt haben bzw. deren Weitergabe an Facebook.Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Durch die vorgeschlagenen Neuerungen werden Nutzerrechte weiter eingeschränkt. Dies betrifft gerade das Verfahren der Mitbestimmung von Nutzern durch Abstimmungsprozesse wie eben diesen hier. Damit die Abstimmung für Facebook bindend ist, muss sie ein Quorum von 30% aller User erhalten, das sind zurzeit rund 300 Millionen.
Vor wenigen Minuten habe ich abgestimmt, die Abstimmung dauert nur noch wenige Stunden. Nach der Stimmabgabe darf man einen Blick auf den Zwischenstand werfen, dieser ist recht eindeutig, rund 88 Prozent sprechen sich gegen die Änderung aus, nur rund 12 Prozent dafür.

Zwischenergebnisse der Facebook-Abstimmung
Zwischenergebnisse der Facebook-Abstimmung

Sind die Änderungen damit vom Tisch? Mitnichten, solange das Quorum von 30 Prozent nicht erreicht ist, hat die Abstimmung nur empfehlenden Charakter. Wahrscheinlich wird Facebook aber argumentieren, dass das Verfahren der Abstimmungen sich nicht bewährt habe, da die Wahlbeteiligung nur etwas über 0,6 Promille liege. Also trotz gegenteiligen und eindeutigen Votings derjenigen, die gevotet haben, wird das Abstimmen dann überhaupt abgeschafft. Und Facebook kann dann in Zukunft machen, was es möchte – ohne dass die Nutzer sich querstellen können. Dann wird deutlich: Facebook ist keine große Gemeinschaft, sondern eine Plattform, die durch schiere Größe sich eine monopolartige Stellung erworben hat.
Für Monopole jedoch gilt: Hier muss Regulierung greifen, denn Monopole können missbraucht werden, davor müssen Verbraucherinnen und Verbraucher geschützt werden. Es scheint, die EU-Kommission bringt sich bereits in Stellung, wie NBCNews.com berichtet. Spannend, wie es dann ausgeht.
Wer sich den gesamten Abstimmungsprozess ansieht, merkt, der Fehler liegt im System. Warum sollten User gegen eine Verschlechterung ihrer Rechtspositionen zugunsten von  ? Dafür gibt es keinen Grund. Also bemüht sich Facebook, dass die Wahlbeteiligung gering bleibt, versendet nur unübersichtliche Wahlbenachrichtigungen per Mail und gestaltet auch die Voting-Page so, dass nur schwer verständlich ist, welcher Klick wofür ist. Massen erreicht man so nicht.Wollte man ja aber offensichtlich auch nicht.
Und nun kann Facebook gleich das ganze Verfahren abschaffen. Voila.
Zum Abspann daher noch die „Wahlbenachrichtigung“ und ein Blick auf die Abstimmungsseite. Kein Wunder, dass nur so wenige Facebook-User abgestimmt haben. Und wahrscheinlich war es auch das letzte Mal.
Einladung zum Facebook-Voting per Email
Einladung zum Facebook-Voting per Email

Und die Abstimmung selbst:
Abstimmungseite auf Facebook
Abstimmungseite auf Facebook

Nachtrag 12.12.12:  Es kam wie erwartet:  „Facebook setzt neue Datenverwendungsrichtlinien und Erklärung der Rechte und Pflichten in Kraft“ titelt allfacebook.de

Autor:in


Eine Antwort zu “Eine Farce: User-Abstimmung auf Facebook”

  1. Ich habe von dem Voting de facto erst erfahren, als es schon vorbei war. Allerdings nutze ich diese Plattform nur äußerst zurückhaltend, stelle keinerlei eigene Bilder ein und kaum eigene Texte.
    Im Zweifel bleibt aber allen, denen die Geschäftspolitik der Firma nicht gefällt, nur eins: den Vertrag aufkündigen, das Profil löschen und auf facebook pfeifen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.