Rechtsanwalt Tobias Schäfer scheint einen wunden Punkt getroffen zu haben: Kinderfotos auf Facebook, gepostet von ihren Eltern. Eigentlich ist sein Facebook-Post nur common sense, aber binnen einer Woche wurde er über 50.000 Mal geteilt, knapp 3.000 Mal kommentiert und über 36.000 Menschen haben „Gefällt mir“ geklickt. Er schreibt:
Ihr alle seid stolz auf eure Kinder und wollt nur das Beste für sie. Dazu gehört selbstverständlich auch die Wahrung der Persönlichkeitsrechte eurer Kinder.
Wie wollt ihr euren Kindern den immer wichtigeren sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten im Internet beibringen, wenn das Leben des Kindes schon vorher lückenlos online steht?
Das nackt am Strand spielende Kind von heute muss sich schon morgen gegen andere behaupten. Noch mehr als in eigenen Belangen muss daher gelten: Erst denken, dann posten. Oder nicht?!?
Elternratgeber finden sich viele im Netz. Zahlreiche Erklärstücke für Eltern á la „Hilfe mein Kind ist bei Facebook“ sind online verfügbar. Meist beinhalten Sie noch Aufklärung, wie Facebook funktioniert, damit Eltern den Umgang ihrer Teenager in sozialen Netzwerken begleiten können. Obwohl das schwierig ist, wenn die Jugendlichen mit sozialen Netzwerken groß werden und Eltern sich erst als Erwachsene einfinden. Das führt zu Asymmetrien in der Erziehung, wenn Jugendliche in diesem Bereich mehr praktische Erfahrung haben als Eltern, die dafür aber mehr allgemeinde Lebenserfahrung besitzen. Damit umzugehen müssen beide Seiten lernen, wenn es gelingt, kann dies zu produktivem und zu gemeinsamem Lernen führen.
Tobias Schäfer geht noch einen Schritt weiter, er nimmt jüngere Kinder in den Blick. Präsenz in sozialen Netzwerken beginnt nicht mehr mit dem Beitritt zum Netzwerk, wenn man die Altersuntergrenze erreicht hat, ab der man sich anmelden darf (oder die sich glaubhaft faken lässt). Sondern sie beginnt dann, wenn Eltern die ersten Fotos ihrer Sprößlinge posten. Je süßer, desto besser, desto mehr wird geteilt und schon bald hat der Stammhalter oder die Stammhalterin eine Online-Vita, hinter die es kein Zurück mehr gibt. Wenn er oder sie als Teenager (oder sogar früher) selbst beginnt, sich in sozialen Netzwerken auszuprobieren, hat er schon eine Online-Kindheit, die durch die Bilder seiner Eltern bestimmt ist.
Vollkommen absurd wird es, wenn dann die Eltern noch Medienkompetenz ihres Teenagers einfordern und mit ihm oder ihr diskutieren wollen, welche Fotos er oder sie von sich posten kann. Wie kann man seiner Tocher verbieten, Bikini-Fotos von sich zu posten, wenn man selber Strandfotos des nur spärlich bekleideten Nachwuchses im Babyalter gepostet hat? Medienkompetenz muss bei den Eltern früh anfangen. Eltern müsen die Funktionsweise sozialer Netze bereits dann kennen, wenn ihre Kinder im Babyalter sind.
Social Media Ratgeber für Eltern von Kindern im Teenie-Alter gibt es genug, wer schreibt aber einen Social Media Guide für Eltern von Kindergartenkindern? Wenn es den schon gibt (leider habe ich keinen ergooglen können) freue ich mich, wenn jemand solch einen Link hier postet. Denn eins ist sicher: Wissentlich wollen Eltern nicht die Zukunft ihrer Kinder verbauen, daher sollten sie wissen, was sie im Social Web tun.
3 Antworten zu “Social-Media-Ratgeber für Eltern?”
[…] Rechtsanwalt Tobias Schäfer scheint einen wunden Punkt getroffen zu haben: Kinderfotos auf Facebook, gepostet von ihren Eltern. Eigentlich ist sein Facebook-Post nur common sense, aber binnen einer… […]
Problem ist hierbei, dass es viel zu viele ahnungsbefreite und beratungsresistente Nutzer gibt, die sich Eltern nennen dürfen. Informationen zum Thema gibt es genug. Auch in allen sog. \“sozialen Netzwerken\“. Diese Hinweise müssen nur gelesen, verstanden und umgesetzt werden. Wer dann aber davon gar nichts wissen will, dem kann nicht geholfen werden.
Für Warnungen kann ich diese Seite empfehlen: http://www.mimikama.at/
Ulrich Mandel
Frühchen-Netz
Einen Literaturtipp habe ich leider nicht, aber hinweisen möchte ich auf einen Verein, der sehr aktiv in der der Vermittlung von Medienkompetenz ist und dabei auch die Eltern stark ins Visier nimmt. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich bestimmt: http://www.smiley-ev.de