Ich habe mich gefreut, als ich die Anfrage erhielt, die AndachtsApp aus dem Evangelischen Medienhaus in Stuttgart zu rezensieren.
Eigentlich ist es Pfichtprogramm, dass Apps sowohl für Android als auch für iOS bereitgestellt werden. Die AndachtsApp steht sowohl in Googles Playstore als auch bei Apples iTunes bereit (auch wenn es zurzeit noch Probleme bei iTunes zu geben scheint). Die beiden großen Betriebssysteme für mobile Endgeräte zu bedienen sollte selbstverständlich sein, dennoch scheinen kirchliche Medienmacher häufig die hochpreisigeren Apple-Produkte gegenüber Android-Endgeräte zu bevorzugen – so ist die EKD-KirchenApp nur für iOS verfügbar und chrismon hat erst spät eine Android-App vorgestellt.
Die Darstellung im Playstore (ich gehöre der Android-Fraktion an) finde ich freundlich, auch bei der installierten App gefallen mir das Design – Lila als Kirchenfarbe ist präsent, aber nicht dominant – und die Hintergrundfotos gut.
Als ich jedoch beginne, mich durch die App zu klicken, ist mein anfangs guter Eindruck leider schnell vorbei. An Inhalten finde ich zunächst nur Videos. Da dort von Menschen Geschichten erzählt werden, funktionieren diese nur mit Ton. Entweder man ist allein oder man hat einen Kopfhörer auf, sonst kann man die Videos leider nicht abspielen.
Ärgerlich auch, dass die Videos nicht in der App abspielen, sondern einen externen Video-Player aufrufen. So verlässt man nicht nur technisch die AndachtsApp, sondern auch emotional. Hier gibt es mittlerweile andere Standards und Erwartungen, so spielt Facebook in der App Videos lautlos als Vorschau ab und der User kann das laufende Video anklicken, wenn es ihm gefällt.
Die Videos in der App sind professionell gemacht, hier sieht man die Mühe, die sich die App-Macher geben. Die Videos, die ich mir angesehen habe, sind allerdings über zwei Minuten lang. Sogar das Video in der Rubrik „99 Sekunden“ hat eine Länge von 2:27 Minuten. Für meine Sehgewohnheiten für Webvideos ist mir das definitiv zu lang.
Für mich stellt sich hier die Frage der Zielgruppe. Radioandachten haben je nach Zielgruppe und Senderkette eine andere Länge, das Wort zum Sonntag im TV kommt auf fünf Minuten (das ist gefühlt und nicht gemessen), was aber ist die Zielgruppe einer AndachtsApp und was sind deren Sehgewohnheiten? Was ist der Use case für eine AndachtsApp?
Was sind die Situationen, in denen ich eine AndachtsApp starten würde? Ich nutze mein Tablet auch als Wecker. Wenn es morgens Eilmeldungen von Nachrichten-Apps gibt, klicke ich auch noch im Schlafzimmer darauf. Ich würde wahrscheinlich auch auf eine AndachtsApp zum Tagesbeginn gehen, quasi Besinnung auf dem Weg ins Badezimmer. Allerdings müsste diese App lautllos funktionieren, da ich als Erster aufstehe und die Andacht nicht der zweite Wecker für meine Frau sein soll.
Auch in der Schlange an der Supermarktkasse würde wäre ich offen für besinnliche Gedankenanstöße. Da ich aber kein Kopfhörertyp bin, werde ich die AndachtsApp auch nicht im Alltag nutzen können, sofern sie nur Videos bietet – es sind auch Texte angekündigt, aber leider habe ich keinen gefunden.
Wenn ich Gedankenimpulse im Alltag haben möchte, stellt sich die Frage, ob es dazu eine eigene App geben muss. Die badische Kirche postet auf auf Twitter „Süßes für die Seele! als ein Twittagsgebet“ – oder heute ausnahmsweise am Abend zum Tode von Siegfried Lenz auch diesen Tweet:
"Vielleicht ist die Hoffnung die letzte Weisheit der Narren. " (Siegfried Lenz †) – Ein Großer ist gegangen. Wir beten für seine Seele.
— Süßes für die Seele! (@twittagsgebet) October 7, 2014
Wer es lieber am Abend und katholisch statt protestantisch am Mittag mag, kann auf Twitter der Twomplet folgen.
Wünsche Euch eine gesegnete Nacht, ein gutes Erwachen morgen früh und einen schönen Tag! (OblOSB) #twomplet
— #twomplet (@twomplet) October 7, 2014
Vielleicht wären daher die Videos der AndachtsApp auf einem Andachtskanal auf YouTube besser aufgehoben als in einer eigenen App. Auf YouTube würde auch das Teilen in Sozialen Netzen funktionieren – in einer eigenen App muss man diese Mechanismen selbst gestalten.
Der Versuch, ein Video per Mail zu teilen, brachte mir zwar eine Überschrift für diese Rezension, aber keinen klickbaren Link, wie der Screenshot zeigt. Auch hier ist Nachbesserung notwendig.
Bei aller Kritik in der Sache ich freue mich, dass diese App deutlich macht, wir benötigen auch Verkündigungsinhalte für mobile Endgeräte. Die AndachtsApp ist ein Schritt auf diesem Wege, aber wir stehen erst am Anfang des Weges.
5 Antworten zu “Laden Sie sich die AndachtsApp im PlayStore herunter und lassen Sie sich täglich von neuen Andachten inspirieren.”
Lieber Herr Reimann,
vielen Dank für Ihren Beitrag zu unserer AndachtsApp. Leider hat Apple aktuell Probleme bei der Freigabe der App und es kommt zu einer Verzögerung. Wir hoffen, dass noch im Laufe dieser Woche die App auch für iOS verfügbar sein wird.
Ihre Rückmeldung zur Video- und Teilen-Funktion nehmen wir direkt auf. Ein Link sollte selbstverständlich enthalten sein, hier heißt es nachbessern.
Übrigens werden auch zeitnah Textandachten und Audio-/Video-Andachten mit Text folgen. Daran haben wir natürlich gedacht – die Inhalte stehen leider noch nicht zur Verfügung.
Viele Grüße aus Stuttgart
Johannes Quirin
Leiter Online/Internet
Evangelisches Medienhaus
Ich fände es schön, wenn auch an die Menschen mit einem Windows-Handy gedacht würde. 🙂
[…] darin grundsätzlich kein Problem, auch wenn ein Kollege von mir, Ralf Peter Reimann, auf seinem Blog Theonet schreibt, ihm seien die Andachtsvideos zu lang. Vielleicht ist es doch nötig, sich genauer zu […]
Die Kirchen-App der EKD (www.kirchen-app.de) ist mittlerweile auch für Android zu haben – und im klassischen Browser.
[…] darin grundsätzlich kein Problem, auch wenn ein Kollege von mir, Ralf Peter Reimann, auf seinem Blog Theonet schreibt, ihm seien die Andachtsvideos zu lang. Vielleicht ist es doch nötig, sich genauer zu […]