Wenn eine Düsseldorfer Kirchengemeinde Mitglieder für einen Gesprächskreis für lesbische alleinerziehende Mütter mit mindestens einem Kind im Alter von vier bis zwölf und Universitätsabschluss im Großraum Düsseldorf, die an christlichen Themen interessiert sind, anbieten möchte, ließe sich dieser gezielt bei Facebook bewerben. Das lassen zumindest die Auswahlkriterien für Facebook-Werbung zu. Allerdings kommt in diesem konkreten Fall der Hinweis, dass weniger als zwanzig Facebook-Nutzerinnen diese Kriterien erfüllen und der Erfolg dieser Kampagne daher nicht garantiert werden kann.Facebook bietet sogar noch weitere Auswahlmöglichkeiten, man kann aus seiner Zielgruppe dann auch noch die auswählen, die in Kürze Geburtstag haben und / oder kürzlich geheiratet haben. Bei der Auswahl der Kriterien überprüft Facebook allerdings nicht auf Plausibilität, man kann z.B. kürzlich Verheiratete auswählen, die Singles sind und in keiner Beziehung leben. Hier decken sich die Gruppierungsmöglichkeiten bei Facebook nicht richtig mit dem wirklichen Leben.
Wer Werbung bei Facebook schaltet, kann seine Zielgruppe erschreckend genau auswählen. Jetzt versteht man auch, warum Facebook an welchen Daten interessiert ist und was passieren könnte, wenn diese in falsche Hände geraten.
Das bloße Schalten einer Kampagne bei Facebook zeigt, welches Potenzial das Unternehmen hat – bzw. wie groß die Herausforderung für Facebook ist, dieses Geschäftsmodell auf die stark gestiegene mobile Internetnutzung anzupassen, die nur schlecht Werbeformate anbietet.
Wenn wir als Kirche einen Verkündigungs- und Öffentlichkeitsauftrag haben, müssen wir dafür Sorge tragen, dass die Gute Nachricht möglichst viele Menschen erreicht. Der finanzielle Mitteleinsatz ist dabei auch zu bedenken. Wenn man sieht, was die Erstellung eines Artikels fürs Web tatsächlich kostet (was bezahlt man einem / einer Freelancer für einen Artikel?) und was für Klicks der Artikel dann tatsächlich im Internet erzielt, muss man überlegen, wieviel man bereit ist zu bezahlen, damit dieser Artikel von mehr Internetnutzerinnen und –nutzern wahrgenommen wird. Vor diesem Hintergrund sind 1/2 bis 1 Cent in meiner Meinung eine gute Investition, damit ein Facebook-Post von einer zusätzlichen Person gesehen wird.
Um Anhaltspunkte für diese Diskussion zu haben, haben wir einen Post beworben, als Zielgruppe haben wir die Freunde unserer Fans angegeben – damit haben wir eine potenzielle Audience von fast 100.000 Facebook-Mitgliedern.
Der bisher am meisten abgerufene Post hatte über 800 Views, weil sich daran eine Diskussion aufhing. Normale Posts erreichen um die 300 Abrufe auf facebook.com/EKiR.de . Beim als Test beworbenen Post über das Spenden von Restdevisen haben wir für 481 zusätzliche Views 1,68 Euro bezahlt – dies ist der Stand nach der Halbzeit der dreitätigen Werbephase für das Posting. Durch dieses Bewerben haben wir Menschen erreicht, die (noch) keine Fans unserer Seite sind. Ob dadurch zusätzliche Spenden generiert wurden, ist leider nicht messbar.
Ob und wie kirchliche Werbung bei Facebook vertretbar ist, diskutieren wir gerade in unserer EKiR-Facebookgruppe unter https://www.facebook.com/ekir.de/app_161603600630818 – hier kann gerne mitdiskutiert werden.
PS: Nachtrag nach Ablauf der dreitägigen Werbeaktion für https://www.facebook.com/443918065621074/posts/485949078084639: 1718 haben den Post gesehen, 1359 durch die Werbung, die uns 4.80 € gekostet hat. Lohnt das?
Eine Antwort zu “Zielgruppenwerbung bei Facebook – wollen wir das?”
[…] über Facebook gestört und gleichzeitig auch überrascht. Schon lange war erschreckend genaue Zielgruppenwerbung auf Facebook möglich. Diese kann es nur geben, wenn Menschen ihre Vorlieben und ihr Verhalten preisgeben. Dies […]