Ein Blick in den eigenen Newsfeed sollte es eigentlich klarmachen: Facebook wählt für mich aus, was ich im Newsfeed zu sehen bekomme. Meistens merken wir es aber nicht, weil Facebook eine recht gute Auswahl trifft. Wenn man die Zahl der eigenen Freunde nimmt und dazu die Anzahl der Facebook-Fanpages, die einem gefallen, addiert, sieht man, wer alles im eigenen Newsfeed vorkommen müsste. Wenn jeder nur einen Post alle zwei Tage absetzen würde, müsste ich am Tag rund 300 Posts im Newsfeed haben. Scrolle ich aber die letzten 24 Stunden in meinem Newsfeed durch, komme ich auf rund 50 Posts. Alles andere würde mich auch überfordern. Diese Rechnung kann jeder für sich selber durchführen, man kann erahnen, was Facebook für einen filtert.
Freunde, die einem ferner stehen, und Fanpages, mit denen man nicht interagiert, filtert Facebook raus. Von Menschen, die mir näher stehen, will ich mehr wissen, also erfahre ich auch mehr von ihnen in meinem Newsfeed. Soweit so gut.
Falls nun Facebook-Freunde, die mir ferner stehen, wollen, dass ich Neues von Ihnen erfahre, dürfen sie dafür bezahlen. Zumindest in den USA probiert Facebook das aus. Wer nicht rausgefiltert werden will, muss blechen. Ob dieses Geschäftsmodell ethisch vertretbar ist und erfolgreich sein kann, wird zurzeit kontrovers diskutiert.
Für Fanpages ist es dagegen gang und gäbe, dafür zu zahlen, dass man wahrgenommen wird. Man kann einzelne Posts promoten oder gleich die eigene Fanpage.
Eine Alternative zur Facebook-Werbung ist es, die Relevanz der eigenen Posts deutlich zu erhöhen und die Interaktion mit ihnen zu fördern. Also: Smart posten statt viel zahlen. Gerade für Non-Profit-Organisationen (und natürlich die Kirche) sollte dies die erste Option sein.
Dazu muss man wissen, wie Facebook filtert, welchen Algorithmus Facebook benutzt, um die Relevanz von Posts zu bestimmen. Hier kommt der „Edgerank“ zum Einsatz, er ist die „secret sauce“, mit der Facebook den Newsfeed zusammenkocht.
Um smart zu posten, brauche ich kein Proseminar Informatik, die Kommunikationsabteilung der United Methodist Church hat das Thema aufbereitet.
No matter how many fans you have on Facebook, you are only reaching a small fraction. According to comScore, on average, only 16% of fans are reached by branded content when a brand posts five out of seven days. However, Facebook’s “secret sauce” has been unveiled. Learn how to reach more fans simply by understanding how EdgeRank scores your content.
Hier – als Fazit – die vier Grundregeln für das effektive Posten auf Fanpages:
- Fotos sind mit großem Abstand die Inhaltstypen, die am ehesten zu einer Interaktion führen. Sie sind unmittelbar eingänglich, User müssen nicht noch erst „Play“ drücken, damit sie abspielen oder sich zu einer anderen Website durchklicken Fotos sind entweder sofort heiß oder man überspringt sie.
- Video-Inhalte kommen an zweiter Stelle.
- Status-Updates folgen auf Rang drei, weil sie einfach sind und wie Fotos sofort erfasst werden können. Sie haben keine langen Ladezeiten und eignen sich besonders gut für mobile Internetnutzung.
- Links stehen an vierter Stelle, können aber wirksam sein, insbesondere dann, wenn sie mit anderen beliebten Content-Typen wie z. B. Fotos gepaart werden.
Hinweis: Videos ohne jede Beschreibung laufen am schlechtesten, ob Foto, Video oder Link, man muss sie in einen Kontext setzen, der die Relevanz für den User unmittelbar deutlich macht.
Auch für die Textlänge gilt, die meisten Reaktionen hatten Posts mit Fotos, Videos oder Links, wenn der Begleittext eine Zeichenlänge von mindestens 141 Zeichen hatte. Bei Fotos sind 141-280 Zeichen Text top, für Links, Status-Meldungen und Videos sind 281+ Zeichen das Optimum. Folgerung: Keine Twitter-Tweets auf Facebook posten.
Außerdem so texten, dass eine Interaktion leicht erfolgen kann. Die Amerikaner nennen das: Call to action. Negativbeispiel (aus Deutschland): wer klickt schon auf eine Katastrophenmeldung: „Gefällt mir“. Also lieber positiv formulieren, dass der „Gefällt mir“-Klick leicht fällt.
Außerdem: Facebook is not one size fits all. Die generellen Folgerungen können je nach Zielgruppe der Fanpage abweichen. Daher ist es wichtig, die eigenen Statistiken regelmäßíg auszuwerten.
Inhaltstypen, die keine Resonanz hevorrufen, besser zurückfahren, sie beeinflussen sonst den eigenen Score nur negativ.
Bei allem aber nicht den Spaß beim facebooken vergessen, nur wenn es einem selbst gefällt, kann man andere anstecken.
Happy Facebooking!
NB: Ausführlicher (und auf die US-Situation bezogen) erläutert „Facebook’s “secret sauce” for engagement unveiled“ mit welcher Soße Facebook kocht.
3 Antworten zu “Edgerank heißt Facebooks "geheime Soße"”
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