God is still speaking – so lautet der Claim der United Church of Christ (UCC). Ich habe lange überlegt, wie die entsprechende deutsche Übersetzung lauten würde. „Gott spricht noch“ – so würde Google-Translate übersetzen, aber dies klingt nicht so elegant wie das amerikanische Original, außerdem gibt es im Deutschen die Verlaufsform nicht.
Gott spricht – dann muss auch die Kirche die gute Nachricht kommunizieren, aussprechen und ins Gespräch bringen. Daher wiederholte Ann Posten, die Kommunikationsdirektorin der UCC, den Schlüsselbegriff „conversation“ mehrfach, als sie mir die Kommunikationsstrategie ihrer Kirche erläuterte.
In der Zukunft E-Books statt PDF-Ausdrucke?
Print, Video, Audio, Online und Social Media – wie richtet die UCC ihre Kommunikation strategisch aus? Video wird auf Online-Distribution ausgelegt, TV oder DVD-Produktionen sieht Ann Poston nicht als zukunftsweisend für eigene kirchliche Produktionen an. Printproduktionen sind weiter wichtig, aber sie könnten in Zukunft „ebookish“ werden – hier habe ich ein neues Adjektiv gelernt. E-Books sind in den USA deutlich stärker verbreitet als bei uns. Auch wenn es nur eine Momentaufnahme ist, jemand gab mir einen Literaturhinweis auf ein Buch. Dies war nur als E-Book erschienen und mir ohne Kindle leider nicht zugänglich, aber daran dachte mein Gesprächspartner nicht.
Gerade wenn kirchliche Veröffentlichungen nicht kostendeckend sind, stellt sich auch für uns die Frage, ob wir nicht Distributionskosten durch elektronische Veröffentlichungen senken können. Wie lange wird für PDF-Dateien der Ausdruck auf Papier das „Endgerät“ bleiben und wann werden wir PDFs für Screenreading optimieren?
Social Media wird visuell
Wie komme ich ins Gespräch? Und mit wem? Social Media ist eine wichtige Art der „conversation“. Die UCC verschriftlicht gerade ihre Social-Media-Strategie, über die dann bald zu berichten sein wird. Facebook, Twitter, Instagram and Pinterest werden die Kanäle sein, die primär bedient werden. YouTube ist als Video-Kanal gesetzt, Vine und Instagram-Video werden intensiv beaobachtet. Ob Instagram(-Video), Vine oder Pintarest oder Foto-Posts auf Facebook, Social Media wird visuell. Über (Bewegt-)Bild werden Social-Media-Botschaften geteilt und weitergegeben. Wie lassen sich Aussagen grafisch elementarisieren bzw. visualisieren? Das mag besonders für eine Kirche des Wortes bzw für Theologinnen und Theologen eine Herausforderung sein. Organisatorisch mag das bedeuten, im Social-Media-Team auch einen Designer bzw. eine Grafikerin zu haben.
Kontrovers im Gespräch
Die eigene Facebook-Fanpage wendet sich eher an Kirchenmitglieder bzw. an Gemeindemitglieder, so die UCC-Kommunikationsdirektorin. Um Außenstehende zu erreichen, hat Buzzfeed ein deutlich höheres Potenzial.
Um im Stimmengewirr sozialer Medien gehört zu werden, braucht es auch Mut: „Take risks – be bold.“ Nur wer etwas wagt, dessen Stimme wird wahrgenommen, man braucht eine „unique voice“. Also keinen Gremienkonsens posten, sondern sich exponieren und mit Themen nach vorne gehen, also auch Kontroverses posten. Vielleicht gelingt dies in den USA auch etwas leichter, schließlich ist con•ver•sa•tion•al und con•tro•ver•sial rein buchstabentechnisch näher beieinandender als ihre deutschen Übersetungen. Jedenfalls braucht man Rückendeckung und Themen, für die man einsteht. Für die UCC sind das LGBT-Anliegen, die Einwanderungspolitik und die Bewahrung der Schöpfung. Also Themen, die in der amerikanischen Öffentlichkeit heftig diskutiert werden.
Wofür würde die evangelische Kirche in Deutschland (oder im Rheinland) einstehen und ihre Stimme erheben? Welche Themen würden wir identifizieren, wo wir Position beziehen könnten? Oder sind wir doch eher konsens-orientiert? Konsens-Themen werden aber sind nicht viral. (:-(
2 Antworten zu “Worüber wollen wir sprechen?”
[…] Personal-Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Die Redaktion formuliert zurzeit schriftlich ein Mission Statement für den Social-Media-Einsatz innerhalb UCC, wenn dies vorliegt, wird eine Auseinandersetzung damit auch für deutsche Kirchen interessant […]
Lieber Ralpe,
der Claim der UCC lautet nicht \“God is still speaking\“, sondern \“God is still speaking,\“ – man beachte das Komma. Damit wird noch deutlicher der noch nicht abgeschlossene Verlauf der Botschaft Gottes ausgedrückt. Deutsch würde man evtl. sagen \“Gott spricht immer noch, nämlich…\“ – wirklich unelegant. Habe gerade über dieses Komma eine sehr gute Andacht gehört, deren Zielrichtung war: \“wieso machen wir Menschen einen Punkt, wo Gott ein Komma setzt\“ – Gott ist eben nicht fertig mit dieser Welt, nicht fertig mit diesem Menschen, nicht fertig mit der Geschichte.
Uwe